Vietnam 2023

Vietnam Paradise

Unsere Reise endet am südchinesischen Meer: in einem kleinen feinen Resort genießen wir unterm Palmenschirm und Kiefern den Blick auf das Meer, auf dem so 20-30 Fischerboote schaukeln. Südlich von uns stößt eine kleine Bergkette ans Meer, dahinter findet das geschäftige Strandleben von Vūng Tào statt.

Halongbucht, nass oder trocken

Das kennt man von jedem Kalender im vietnamesischen Blumenladen in Berlin: die Halongbucht, gefüllt mit „traditionellen“ Dschunken, auf denen man auch übernachten und essen kann, in 4****-Qualität! Aber diesen vollkommen überlaufenen Hotspot haben wir gemieden und waren stattdessen in der „trockenen Halongbucht“. Auch dort gibts steil aufragende Felsen, Wasser und Touristen, aber dafür Ruderboote, eine florierende Kalk- und Zementindustrie (jeweils auf der Rückseite der fotogenen Ansichten ?) und viele entspannte Ecken, in denen noch das normale Leben stattfindet.

Alltag wird Kulturgut und umgekehrt

Der Mythos lebt:
Ob Schwimmende Märkte, Produkte aus Bananenblättern, Rikschas als Transportmittel – diese Dinge werden erhalten , um sie den Touristen vorzuführen. Aber sie haben eigentlich keinen Bestand mehr, weil Waren anders verkauft werden, die Bananenblätter von Plastik abgelöst werden, weil Mopeds bessere Rikschas sind… Gleichzeitig ist es der einzige Weg, diese Kulturtechniken zu erhalten, sie als Attraktionen zu inszenieren, was teils teils gelingt.
Hingegen florieren Geschäfte mit Figuren, die eigentlich hauptsächlich für die Tempel und Kirchen hergestellt wurden. Auftragsarbeiten werden bis nach Deutschland, USA, Australien verschickt.
Und Touristen auf dem Boot zu transportieren, auf dem die Familie auch wohnt, sichert das Einkommen von einigen Familien (diese mit drei Kindern).


Geschichte pur am südchinesischen Meer

Auf dem Landstrich zwischen Hue und Hoi An hat sich seit dem 16. Jahrhundert einiges, auch schrecklich, ereignet. Die Fahrt war jedoch geprägt von wunderschönen Aussichten und interessanten Details zu Stadt und Land. Unser Guide, der in der drittgrößten Stadt Vietnams, in Da Nang, lebt, erzählte uns von der APEC- Tagung 2017, dem Hafen als internationalen Umschlagplatz und dem neuen Rathaus, auf dessen Vorplatz er gern mit seinem Enkel Fußball spielt. Jetzt in Hoi An sind wir in einer äußerst idyllischen, aber auch von Touristen überlaufenen Stadt angekommen. Kaum vorstellbar, dass vor rund 50 Jahren die Amerikaner hier verseuchte Erde hinterlassen haben…

Fahrrad, Rikscha, Boot und Füße

Zum heutigen Hue-Programm fasste unser Guide kurzerhand die Programmpunkte von zwei Tagen zusammen und organisierte um 8.30 Uhr zwei Fahrradrikschas zum Hotel. Damit ging es zur riesigen Zitadelle und der verbotenen Stadt von Hue. Der letzte Kaiser dankte dort im April 1945 ab und emigrierte nach Frankreich. Größte Schäden erlitt das Gelände allerdings durch Beschuss der Amerikaner. Momentan wird ein Teil der Gebäude aus Unesco-Welterbe- und mit deutscher Unterstützung saniert. Später fuhren wir mit einer kleinen Schaluppe auf dem Parfümfluss zu einer Ecolodge, zur Fahrradtour mit anschließendem Fußbad und Massage – das hatten wir uns verdient und motiviert, um danach die nächste Lektion in vietnamesischer Kochkunst zu bekommen.

Tierwelt auf dem Teller

Heute sind wir in der Mitte des Landes in Hue angekommen.
Die Küche hier ist wieder speziell anders, überall gibt es zwar Phố Nudelsuppe, schmeckt aber wirklich unterschiedlich! http://fub46.pegan.de/
Und ebenso das Angebot von Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten,

die man probieren kann. Gestern z.B. haben wir Wasserbüffel verspeist – also eine Portion ?. Es hätte auch Bergziege, Schnecken oder lokale Schlange gegeben. Machen wir beim nächsten Mal…

HoHoHo Chi Minh

Der Mann mit den vielen, teils geheimen Namen und mit einer, für unseren Geschmack ziemlich undurchsichtigen Biografie wird immer noch extrem hochgehalten.
Dabei geht es – spätestens seit 1976 – nicht mehr um die Ideen und Ziele der offenbar charismatischen Persönlichkeit. Damals wurde gegen seinen ausdrücklichen Willen sein Mausoleum eingeweiht und der ursprüngliche Mythos zementiert.
Auf Geldscheinen, Plakaten, in manchen Tempeln und Wohnhäusern lächelt Onkel Ho von der Wand.
Die Lebensrealität spricht aber die Sprache des Marktes: Keine gestützten Mietpreise für arme Familien, Rentenansprüche nur für Beamte und fest Angestellte, Zweischichtbetrieb a 12 Stunden in den Fabriken bei Stundenlöhnen von 1€, keine gestützten Preise für Grundnahrungsmittel, keine Arbeitslosenhilfe – man stelle sich nur annähernd vor, was Corona unter diesen Bedingungen angerichtet hat… und die Korruption treibt obskure Blüten und eröffnet einen Selbstbedienungsladen für die Oberen aus Partei und/oder Wirtschaft…

Saigon und Hanoi – Yin und Yang

Heute ist der letzte Abend in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams seit 1887. Wir hatten drei Tage Zeit, die Stadt, Umgebung und die Unterschiede zwischen Nord- und Südvietnam zu erkunden, und haben einiges gefunden:

  1. das Essen (beides köstlich unterschiedlich)
  2. die Hektik im Straßenverkehr (Süden ist hektischer)
  3. das Selbstverständnis in politischer Hinsicht und Positionierung (Hanoi als Zentrum der Macht, Saigon als abhängiger Verlierer)
  4. die Länge der Autobahnabschnitte (Süden 70 km, Norden: 270 km)
  5. die Außentemperaturen

Gemeinsamkeiten:

  1. die Freundlichkeit bei Klein und Groß
  2. Moped bedingte schlechte Luft
  3. die Befürchtungen ggü. China
  4. die Menge der Flaggen (Vietnams, daoistische und buddhistische, Hammer und Sichel)
  5. unvollendete Bauprojekte (U-Bahn in Saigon, Hochbahn in Hanoi)
  6. der köstliche Kaffee und Essen
  7. der Pragmatismus, mit widrigen Bedingungen umzugehen und das Kommunizieren zwischen den Zeilen.

Regional und saisonal

Das ist in Vietnam ganz einfach umzusetzen: Obst, Gemüse und Kräuter wachsen ganzjährig und werden reif geerntet – das schmeckt man! Allerdings entschuldigen sich alle, dass es keine „normalen“ Äpfel gibt, sondern nur Mini-Nashi-Birnen oder Importware aus China, Europa oder Australien… verrückt ?

Folge Frau Phoung

Eigentlich heißt es ja: „Folge Onkel Ho“, aber seit gestern Nachmittag folgen wir Frau Phoung, unserer Reiseleiterin. In den achtziger Jahren war sie für 6 Jahre in Leipzig – wir glauben, sie hat dort eine Pionierleiterinnen-Ausbildung absolviert. Ihre Aufforderungen, Fotos zu machen, Essen zu probieren oder zur nächsten Sehenswürdigkeit aufzubrechen, waren stets sehr überzeugend – aber dennoch liebenswürdig.
Unsere kleine Reisegruppe erregte stets Aufmerksamkeit und zauberte das eine oder andere Lächeln auf die Gesichter, z.B. am Ho-Chi-Minh-Mausoleum, am Ethnologischen Museum oder der Brücke der aufgehenden Sonne.

1.139 km weiter nördlich

Heute haben wir Saigon verlassen und sind mit Vietnam Airways nach Hanoi geflogen. Dabei sogar gut gegessen und wieder was gelernt: Das Sicherheitsrisiko stellen nicht Flüssigkeiten über 100 ml dar, sondern Schuhe. Die werden alle durchleuchtet und die Leute gehen auf Socken durch die Sicherheitskontrolle …

Wie komme ich über die Straße?

Das ist ernsthaft eine Frage, der man sich in Vietnam stellen muss. Denn der Straßenverkehr und Verkehrsfluss ist stetig und funktioniert nach eigenen Regeln.

  1. Wer zuerst da ist, hat Vorfahrt.
  2. Wenn die Ampel rot ist, sollte man halten, muss es aber nicht, z. B. wenn frei ist oder man gucken will, ob schon frei ist, gilt insbesondere für Rollerfahrer und Fußgänger, aber auch für alle anderen.
  3. Motorroller fahren rechts, außer sie wollen links abbiegen, oder müssen andere Motorroller überholen oder sie haben so großes Gepäck dabei, dass sie nicht ganz rechts fahren können.
  4. Wenn Autos, Laster oder Roller vor einem zu langsam oder zu mittig fahren, muss man kräftig und mehrfach hupen, um sie dann gern auch sportlich zu überholen. Normalerweise links, bei mehreren Spuren zur Not auch rechts.
  5. Fußgänger fädeln sich beim Überqueren einer Straße zwischen den Rollern etc. durch. Dabei gilt 2..
  6. Zebrastreifen zeigen an, dass unter Umständen Fußgänger über die Straße wollen. Egal wie (s. Foto)
  7. Seit 2016 gilt für Motorroller Helmpflicht, wenigstens für 1-2 (Mit)Fahrer (es könnten aber auch 4-5 Menschen auf einem Roller sitzen). Eine Anschnallpflicht im Auto gilt nur vorn.

Kmher in Vietnam ??

Mit ca. 1 Millionen Menschen sind die Kmher die größte Minderheit im Süden Vietnams, im ehemals kambodschanischen Mekong-Delta, dass die Vietnamesen im 18. Jahrhundert besetzten. Heute gehören sie zu den von der Regierung integrierten (vereinnahmten?) Minderheiten, die ihre Kultur, Religion und Tradition pflegen dürfen – mit gehisster Fahne Vietnams am Tempeleingang, mit Ho Chi Minh Bild im Kloster zwischen den Darstellungen des Lebensweges von Buddha. Ein bisschen, wie die Sorben in der Lausitz früher.

Besondere und neues Attraktion: der riesige liegende Buddha in Som Rong.

Kaffee – Ca Phe – Mokkafix

Jetzt haben wir es rausbekommen, der Kaffee, den es zu Ostzeiten nur als Bückware und ziemlich teuer zu kaufen gab, kam aus Vietnam! Woher sonst hätte die DDR Kaffee importieren können, ohne dafür Dollar herzugeben, die sie nicht hatte? Vietnam ist aktuell zweitgrößter Kaffeeeproduzent der Welt…

Unser Guide Theng weiß diese und viele andere Dinge – und teilt sie uns jederzeit gerne mit. Er kam im März 89 in die DDR, eigentlich um in Magdeburg Lebensmittel-Technik zu studieren… mit der Wende war alles anders und er lebte bis 1998 im Allgäu. Zurück in Vietnam studierte er Tourismus und arbeitet seitdem als Guide.

Tempel, Kirchen, Religionen

Ob beim Radeln über die Mekong Insel oder auf der Fahrt durchs Delta mit dem Auto und nun auch im Norden – wir kommen vorbei an buddhistischen Tempeln, verschiedenen christlichen, meist katholischen Kirchen (Bild 1) und besichtigen vorgestern eine große Tempel-Anlage des Mahayana-Buddhismus. Viele dieser Bauten waren nach 2015 entstanden!! Im südlichen Mekong Delta besuchten wir die buddhistische Tempelanlage truc lam phuong nam, die alles bisher an Größe und Aufwand übertrifft, mit Onkel Ho’s, ähm, Buddhas Hilfe in Klinkerbauweise.
Ganz anders dagegen die Kirchen des Caodaoismus, der 1927 als neue Richtung zwischen allen Welten gegründet wurde und Elemente des Buddhismus, Daoismus, Christentums und Konfuzianismus verbindet und mit dem weltumfassenden Auge als Symbol. (Bild 2)

Can Tho – das Hamburg von Vietnam

Rund 130 km südlich von Saigon liegt die Millionen-Stadt am Mekong. Ein Hafen, eine Uni, ein Fisch-/Nachtmarkt und die Geschäftigkeit der Handelsmetropole hat schon früher auch Chinesen, Franzosen und schließlich Amerikaner angezogen. Heute kommen sie natürlich auch als Touristen hierher, s. Stefans Foodblog fub46.pegan.de

Fisch essen, Fisch fangen

In einem Land mit einer so langen Küste ist Fisch neben Reis ein Hauptnahrungsmittel.
In Saigon haben wir crab meat rolls, Garnelen- und Keofisch-Spieße, gegrillte Tintenfische und getrocknete Minifischchen gegessen.

Hier in der Mekong Ecolodge gab es mittags frittierten Barsch und abends haben wir selbstgefangenen gegrillten Fisch gegessen – köstlich!

Bitte bar zahlen!

Kreditkarten und mit dem Handy zahlen? Nicht in Vietnam. Hier gilt noch: Nur Bares ist Wahres. Aber es gibt noch einen Grundsatz für den einheimischen Dong: auf jedem Geldschein ist Ho Chi Minhs Antlitz verewigt.

Auch interessant: auf den alten Scheinen wird die schwere Arbeit der sozialistischen Gesellschaft gezeigt, auf den neuen die touristischen Ziele des Landes.

und noch Ho Chi Minh als Bild, als Statue…

Der doppelte Tag

Dienstag 6.25 Uhr: Berlin, Schneefall, 0 Grad. 12.16 Uhr: Paris, bedeckt, 5 Grad.
Mittwoch, 8 Uhr, Saigon Flughafen, 26 Grad, 11 Uhr: Saigon (HCMC),sonnig, 34 Grad! Zwischendurch ein paar Stunden Schlaf im Flugzeug – Parole „Durchhalten“!